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Neues aus der Welt der KI-Robotik
02/2024
Warehouse Automation
Fotocredits: Unsplash

So profitieren Produktion & Logistik von Künstlicher Intelligenz

Den aktuellen Herausforderungen in der Produktion und Logistik begegnen – welche Rolle spielt hierbei das Thema Künstliche Intelligenz? Im zweiten Teil unseres Experteninterviews mit Prof. Dr.-Ing. Johannes Fottner, Universitätsprofessor für Technische Logistik an der TU München, zeichnet er ein realistisches BIld, wo unsere Industrie heute steht - und in welchen Punkten KI künftig wirklich einen Mehrwert liefern wird.

INTERVIEW

Hier geht’s zu Teil 1 des Experteninterviews: Die 3 größten Herausforderungen in Produktion und Logistik

Maurice Brodhun: "Wo Herausforderungen sind, sind ja auch Lösungen meist nicht weg. Jetzt tut sich grad technologisch sehr viel, vor allem mit KI. Wie wird den Herausforderungen schon heute begegnet, welche Lösungsansätze sehen Sie?"

Prof. Dr. Fottner: "Ja, ein guter Teil meiner Antwort den haben Sie vorweggenommen. Die gute Nachricht für uns Ingenieure: Technik kann hier tatsächlich mal punkten, wir können also was erreichen über Technik. Warum? Weil wir es in den letzten 20 Jahren geschafft haben, das so genannte „Dilemma“ zwischen Automatisierung und Flexibilisierung einigermaßen aufzulösen - wir haben heute wunderbar schöne Automatisierungslösungen, die gleichzeitig flexibel und skalierbar sind. Zusätzlich, da kommt das Stichwort als erstes – mit der KI, wollen wir uns mal nicht überfordern: intelligent sind die Systeme in den meisten Fällen noch recht wenig – aber sie sind zumindest deutlich adaptiver als früher. Sie können sich ein wenig der veränderten Umgebungen anpassen, gerade was Kapazitäten angeht. Wir haben auf der einen Seite erstmals durch die Anzahl von kleinzähligen Lösungen wie z.B. kleineren Robotern die Möglichkeit, einfach zu skalieren indem wir mehr davon einsetzen, wir gehen aber auch in eine Richtung, da kommt wirklich „AI“: ich beobachte mich selbst und optimiere mich im Prozess über die Produktion, auch durchaus im Handel übliche Verfahren. Verpackung, Kommissionierung, da kann man wirklich punkten. Zu guter Letzt an der Stelle, die BWL, die im Hintergrund ist und mit dem Konzept was ich oben schon angesprochen ist es langsam aber sicher möglich neue Geschäfts- und Finanzierungsmodelle umzusetzen."

Maurice Brodhun: "KI haben Sie ja schon als Lösungsmöglichkeit aufgezählt. Welchen Mehrwert versprechen Sie sich von KI?"

Prof. Dr. Fottner: "Das kann man heute sagen, das könnte eine tolle Lösung in Zukunft werden – wir haben erste gute Ansätze, wo wir KI einfach auch zur Selbstoptimierung einsetzen. Ich hatte es vorher schon genannt, wir können dadurch die Adaptivität, die Anpassbarkeit der Systeme deutlich verbessern. Wir können auch den Prozess per Se mit Hilfe der Technologie verbessern und am Schluss würde ich aber für uns die Hoffnung der zukünftigen Entwicklung von KI auch eher in der Reaktionsfähigkeit, in der Robustheit der Systeme sehen. Bedeutet: Ich kann mich wesentlich schneller an irgendetwas anpassen. Wenn wir heute drüber nachdenken, dass wir die Pandemie z.B. 2020 nicht vorhersagen hätten können, wir hätten auch mit der heutigen Sicht von KI nicht allzu viel bewirken können, denn wir brauchen historische Daten für das, was wir da heut drunter verstehen. Meine Sicht auf KI ist aber die extreme Beschleunigung von Lernprozessen. D.h. damit die Reaktivität auch Veränderungen im Markt, in der Technik oder Veränderungen im Prozess einfach deutlich bewerkstelligen zu können, als das heute der Fall ist."

Maurice Brodhun: "Gucken wir mal in unsere Nachbarländer oder die Welt: gibt es länger die schon auf dem richtigen Weg sind, wie gelingt der Fortschritt in Richtung KI und neue Technologien?"

Prof. Dr. Fottner: "Wenn man nach außen hinguckt, dann wird man immer wieder positiv natürlich überrascht von den Ländern speziell China und Amerika, die an vielen Stellen einfach extrem schnelle Umsetzungsgeschwindigkeiten darstellen. Wenn wir jetzt mal das Negativbeispiel angucken, das Full Sales Driving des berühmten USA Automobilherstellers, das am Ende – Entschuldigung - nicht wesentlich besser ist, als das, was wir unter naja assistiertem oder unterstütztem Fahren verstehen. Es ist ein bisschen Marketing dahinter – ich möchte für uns eine Lanze brechen: ich glaube wir können auch agil bzw. schnell sein. Nach außen hin haben wir den Eindruck sehr häufig, dass wir zu langsam sind, dass wir den Anschluss verlieren. Warum? Weil wir ja was das Grundsätzliche, das war das agile, missachten - nämlich die Planung quasi wegzulassen. Das ist glaub ich ein Missverständnis von agilem Vorgehen – das soll nur in vernünftigen Portionen vorausplanen, so dass wir auch wissen, was wir tun. Ich glaube, dass nach wie vor geplantes Vorgehen speziell im Ingenieurbereich bei uns ein großer Vorteil ist. Wir machen viele Dinge sehr effizient glaube ich und das glaube ich sollten wir uns auch beibehalten. Wir sollten bloß manchmal mit der Zweiflerei etwas aufpassen und viel Zeit wird oft verschwendet, weil wir vorher schon die Problemmöglichkeiten A, B, C und D durchdenken, statt erstmal einfach die Lösungsmöglichkeiten in den Vordergrund zu schieben. Und die Problemmöglichkeiten versuchen auszuschließen. Das ist aber auch glaub ich sehr häufig ein recht psychologisches Phänomen und Marketingphänomen, was wir da an den Tag legen. Ja, nach außen hin gibt es Länder die schneller erscheinen, ich glaube aber, dass die Substanz dessen, was wir mit KI auch in den unterschiedlichsten Bereichen heute durchaus auch in der Anwendung bereits geschafft haben, durchaus respektabel ist."

Autor
Maurice Brodhun
Head of Marketing